Dienstag, 27. September 2016

Little Beaver Creek Ranch

Die Little Beaver Creek Ranch – ein ehemaliges 5-Sterne Hotel, mittlerweile eine Art exklusiver Ferienort für die Mitglieder des „Private Cowboy and Country Club“ und zurzeit sowohl mein Arbeitsort als auch mein Zuhause. Ich bin seit bald zwei Wochen hier und konnte mich in der vergangenen Zeit schon gut einleben. Heute gingen wir nach Kamloops, die nächstgrössere Stadt und ich hatte etwas Zeit, in einem Café das Internet anzuzapfen und diesen Blogpost hochzuladen (das Internet auf der Ranch ist sehr langsam und seehr limitiert).


Gleich an meinem ersten Arbeitstag ging es hier so richtig los: es kam eine Lieferung von 180 Heuballen. Während wir während rund 3 Stunden Heuballen um Heuballen vom Lieferanhänger in den Heustock des Pferdestalles beförderten, wurde unsere Armmuskulatur stark beansprucht, unsere Staplerfähigkeiten getestet und jedes Stück Haut das nicht bedeckt war sauber zerkratzt. Am nächsten Tag kamen dann noch weitere 360 Heuballen, wovon allerdings die Hälfte davon in einen Heuunterstand auf Bodenebene befördert werden mussten. Einiges zum Schleppen gab aber auch das!

Erneut einen Tag später kam gleich auch noch die Tierärztin vorbei, checkte alle Pferde durch, gab ihnen Entwurmungskuren, verabreichte Impfungen und wenn nötig wurden auch gleich noch die Zähne gemacht. Das war erneut ein ziemliches Ereignis – 13 Pferde eines nach dem anderen einfangen gehen, zum Stall bringen, untersuchen, entwurmen und impfen lassen, zurück zur Weide bringen. Wenn noch die Zähne gemacht werden mussten, wurden die Patienten später einzeln in eine abgedunkelte Box gebracht, in welcher sie narkotisiert wurden, sodass die Tierärztin möglichst präzise und ungestört mit ihren Bohrern und Schleifmaschinen in den aufgesperrten Pferdemäulern arbeiten konnte. Sobald das dann vorbei war, musste jedes Pferd noch einzeln in eine Box gebracht werden um Zeit zu haben zum aufwachen und jeglichem Futter fernzubleiben.... Es war einerseits sehr interessant, aber anderseits auch ziemlich fordernd, vor allem da ich die Pferde der Ranch und das Gelände noch nicht so gut kannte.


Durch all diesen Trubel der ersten paar Tage kam ich gar nicht wirklich dazu, die Ranch zu erkunden. Doch nachdem sowohl Heulieferungen und Tierarztbesuch fürs erste erledigt waren, konnte ich dies noch nachholen...


Die LBC Ranch wird von Alex und Helene (einem ausgewanderten Schweizer und einer Österreicherin) geleitet und bietet Platz für diverse Workawayers - zurzeit sind wir hier zu siebt am arbeiten. Neben mir sind noch da: Daniela, die schweizerische Hauskeeperin, Hanna, die deutsche Headwranglerin, Anna und Cathal, das irische Paar auf Reisen, Fabian und Maxime, zwei französische Weltenbummler. Ihr fragt euch vielleicht, was wir alle so den ganzen Tag machen, doch glaubt mir: es gibt jeden Tag mehr als genug Arbeit für uns alle. Wie vorher schon angedeutet ist dies nicht eine typische Work oder Guest Ranch, sondern eher sowas wie ein exklusiver Ferienort für die gut betuchten Clubmitglieder. Auf dem Gelände befinden sich das Main House, die Unterkünfte der Mitarbeiter, der Pferdestall, ein Saloon, ein kleines Movie Theatre, ein kleiner Bade- und Fitnessbereich, ein Helikopter Landeplatz, das Ranch House von Alex und Helene, sowie mehrere Ferienhäuser von den Mitgliedern des „Private Cowboy and Country Club“. Früher war es ein Hotel und als Alex mit dem Hotelbetrieb aufhören wollte, entschieden einige Stammgäste, dass sie einen Club gründen, um die LBC Ranch am Leben zu erhalten und weiterhin dort Ferien machen zu können. Sie bauten ihre eigenen Ferienhäuser auf dem Gelände der Ranch und kommen seither immer mal wieder über das Wochenende oder während den Ferien vorbei.
Nebst diesen zahlreichen Gebäuden, welche alle in Schuss gehalten werden müssen, gibt es natürlich – wie könnte es auch anders sein in Kanada – reichlich Umschwung und diverse Maschinen, bei welchen auch regelmässig Unterhaltsarbeiten vorgenommen werden müssen und dazu gibt es auch immer wieder Putzjobs, Zäune die repariert, Sättel die poliert oder Lagerräume die organisiert werden müssen, etc. So ist stets dafür gesorgt, dass keinem von uns langweilig wird.

Mein Job hier ist derjenige einer Wranglerin. Sobald Hanna in ein paar Tagen abreist, rücke ich jedoch nach als Head-Wranglerin und übernehme die alleinige Verantwortung für die Pferde, deren Fütterung, Pflege, sowie deren Zuhause. Ich mache dann also alles was mit und um die Pferde so anfällt: Pferdestall putzen, Paddocks reinigen, die Pferde täglich füttern und durchchecken, ihnen ihre Medikamente geben, sie pflegen und fit halten.


Auf der LBC Ranch wohnen 12 Pferde, allesamt Wallache (vor ein paar Tagen ist leider einer der Jungs, Jason, im Alter von 28 Jahren gestorben. Er musste eingeschläfert werden, weil sich sein Magen verdreht hatte. Darum sind es nun nur noch 12 und nicht mehr die ursprünglichen 13 Jungs.), 3 Ziegen und ein Miniature-Eselhengst. Die 12 Pferde sind schon etwas ältere Herren, Chapman mit seinen 17 Jahren als jüngster und Joey mit seinen 29 als Ältester. Einige sind noch putzmunter und fit, während andere so ihre Wehwehchen und Leiden haben, sei es mit Arthritis, der Ernährung, Strahlfäule, oder was es sonst noch so für unschöne, meist altersbedingte, Dinge gibt. In Joey's Fall ist dieses Leiden der Krebs. Als ich neu hierher kam und etwas herumgeführt wurde, fiel mir gleich ein Rappe auf, welcher mit dem Hintern zu uns in der Sonne stand und döste. Er stand etwas schepps und als er sich zu uns umdrehte, sah ich, dass er keine Augen mehr hatte. Während in der einen Augenhöhle eine Art Augenprothese (einfach eine schwarze Kugel etwa in der Grösse eines Augenapfels) war, klaffte auf der anderen Seite ein Loch. Mir wurde erzählt, dass Joey vor einigen Jahren einen sehr agressiven Augenkrebs hatte, welcher ihm aus den Augen heraus wuchs, sodass man ihm die Augen entfernen oder ihn einschläfern musste. Alex entschied sich für die aufwendige Operation und behielt ihn. Er sagte mir, dass er Joey hatte seit dieser ganz jung war und er sein liebstes Pferd und treuester Partner war. Ihm noch einen möglichst schönen Ruhestand zu ermöglichen sei das Mindeste gewesen, was er noch für ihn tun konnte. Der Mann war mir auf Anhieb sympatisch!
Alle Pferde ausser Joey und Chapman leben gemeinsam in einer Herde auf einer grossen Weide. Ein- bis zweimal am Tag holen wir sie jedoch rein, wo wir sie dann füttern und durchchecken oder alle paar Tage ihre Hufe pflegen.
Wenn das Wetter gut ist und der Untergrund trocken genug, können Hanna und ich nach der erledigten Arbeit manchmal noch reiten, sei es in der Arena oder im Gelände.

Oft haben wir tolle Indian Summer Tage, mit frostigen Temperaturen am Morgen und strahlendem Sonnenschein und angenehmer Wärme am Tag. So müssen wir uns jeden Morgen dick in diversen Schichten einpacken, denn bei Arbeitsbeginn sind die Temperaturen normalerweise um die 0 Grad. Im Verlaufe des Tages kommt dann die eine um die andere Kleidungsschicht weg, sodass wir am Nachmittag meist bei ca. 18 Grad in der Sonne und im Tshirt arbeiten können. Doch leider besteht das Wetter nicht nur aus strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen und man merkt zwischendurch gut, dass der Herbst hier schon Einzug gehalten hat. Nebst tollen Indian Summer Tagen hatten wir an einigen Tagen auch ziemlich Regen. Dadurch konnten Hanna und ich noch nicht so oft reiten gehen, denn um zu den Trails zu gelangen, müssen sich die Pferde erst eine Anhöhe hoch kämpfen, was bei rutschigem und nassem Untergrund nicht gerade einfach ist. Der Reitplatz ist ebenfalls ziemlich matschig, sodass man da nicht gut mit den Pferden drauf arbeiten kann. Nichtsdestotrotz gingen wir seit ich hier bin ein paar Mal auf den Reitplatz um die Jungs etwas zu fordern und ausserdem auf zwei längere Trails.
Die Landschaft hier ist wieder komplett anders, als sie noch im hohen Norden BC's bei Shellie und Joe oder auf der Nulki Ranch war. Auch hier bin ich erneut auf einer Ranch am See gelandet, doch während im Norden das Land flach ist und aus endlosen grünen Wiesen und Wäldern besteht, ist es hier ziemlich hügelig, teilweise bewaldet, doch auch zu grossen Teilen ziemlich karg. Das macht die Sache natürlich sehr interessant und das Ausreiten würde sich nur schon für die Aussichten, welche man hier hat, lohnen.


Was für mich hier eher neu ist, ist dass wir ziemlich viele Workawayers sind und wir uns zum grössten Teil selbst organisieren und selbstständig für uns sorgen. Wir arbeiten 6 Stunden am Tag und während das Mittagessen meist ein schnelles Sandwich ist, kochen wir zum Abendessen jeweils grössere Mahlzeiten. Für das Kochen am Abend wechseln wir uns immer etwas ab, sodass wir alle einen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten. Einkaufen müssen wir auch für uns selber, allerdings ist Daniela schon die siebte Saison hier und sie übernimmt das wöchentliche Shopping für uns alle, solange sie noch hier ist. Was toll ist daran, dass wir viele Workawayers sind, ist dass wir gemeinsam auf Abenteuer gehen können. Anna und Cathal haben ein Auto und so sind wir zum Beispiel heute zu viert nach Kamloops gefahren, vorgestern sind wir nach der Arbeit noch zu einem nahegelegenen See gegangen und haben dort ein Bonfire gemacht, etc.

Nun bin ich noch rund einen Monat hier und ich bin gespannt, was noch alles so auf mich zukommt hier. Bald ist es wieder Zeit für mein monatliches Rundmail, aber ich dachte dass ein Update von hier schon mal nicht schlecht sein würde. ;)

Bis dann, cheers and take care!
Kyra, Little Beaver Creek Ranch, Merrit, BC, Canada




Die Aussicht vom "Flat Rock" Trail 


Anna's Südkoreanisches Abendessen
  
Die bestmögliche Beschäftigung über die Mittagspause

Eisige Temperaturen am Morgen

Die Jungs am Futtern

Die Einfahrt zur LBC Ranch

Joey am "sünnele"

Der Pferdestall 

Einige der Sättel

Die Stallgasse

Bonfire Stimmung mit Anna, Cathal und Maxime (hinter der Kamera)


Trailriding mit Daniela und Hanna



1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ich will eine Ranch zu besitzen. Es ist meine Schwäche. Ich fand eine schöne Kreuzfahrt, bleibt es das richtige Schiff zu wählen https://poseidonexpeditions.com/de/ships/. Dies wird mein Kauf einer Ranch für mehrere Jahre verzögern, aber das ist mein Traum, so will ich es zu tun.