Freitag, 27. Januar 2017

Südinsel Neuseeland

Neuseeland - ein Land voller wilder Natur, Diversität und Schönheit. In jedem, der diese Insel bereist, wird der Abenteurergeist geweckt, egal wie tief er auch schlummern mag. Die Südinsel Neuseelands hat von eisblauen Glescherseen, über verschlammte Mittellandseen bis hin zum klaren Wasser des Meeres, wie auch von Ackerfeldern, über endlose Wälder zu hochragenden Bergen so einiges zu bieten.
Xenia und ich verbrachten auf der Südinsel Neuseelands etwas mehr als eine Woche. Wir hatten ein Auto gemietet (ein Nissan Bluebird: besser bekannt als Blue), mit welchem wir umher fuhren. Wir hatten anfangs einen ziemlich detaillierten Plan ausgearbeitet und auch schon alle Unterkünfte für unsere Zeit auf der Südinsel gebucht. Doch diese Pläne fielen am ersten Tag unseres Reisens direkt ins Wasser. Der Pass, welchen wir hätten überqueren müssen, um an unser erstes Tagesziel zu gelangen, war von einem Erdrutsch verschüttet worden – und das nur wenige Stunden vor unserer geplanten Ankunft am Pass! So hiess es also schnell alles umbuchen und einen neuen Plan ausarbeiten. Dieser war allerdings nicht annähernd so durchdacht und ausführlich wie unser erster. So kam es, dass wir anstatt an die Westküste der Südinsel, mehr in den zentraleren Regionen blieben.
Wir überlegten uns dann jeweils ein Tagesziel, suchten eine Jugendherberge an dem ausgewählten Ort und machten uns auf den Weg dorthin. Unterwegs gab es natürlich immer zahlreiche Möglichkeiten für eine mehr oder weniger ausführliche Pause – um die Beine zu vertreten, etwas zu essen, oder auf Abenteuer zu gehen. Wir stoppten meist nur für eine Nacht in den Orten und Jugendherbergen, bevor es uns weiterzog. Genächtigt hatten wir in Tekapo, Cromwell, Wanaka, Queenstown, Dunedin und Oamaru.


Lake Tekapo

In Tekapo gab es den Lake Tekapo, einen Gletschersee mit einer unglaublichen eisblauen Färbung, welchen wir genauer inspizieren gingen. Zudem gingen wir noch auf eine ausgedehnte Wanderung auf den Mount John, wo sich die wichtigste Sternwarte Neuseelands befindet. In Cromwell blieben wir gezwungenermassen, da wir aufgrund unseren ungewollten Planänderungen in letzter Minute keine Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs mehr finden konnten. So kam es, dass wir auf einen gratis Campingplatz gingen und in unserem Auto schliefen. Es wäre eher abenteuerlich als schlimm gewesen, wenn uns das Wetter nicht absolut einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Diese Nacht war mit Abstand die kälteste Nacht während unserer Zeit auf der Südinsel und ausserdem regnete es die ganze Nacht ununterbrochen stark. Naja, ein Erlebnis war es jedenfalls!
Als wir es (übermüdet) danach nach Wanaka schafften, regnete es da auch noch. Das Wetter wurde allerdings noch besser und so konnten wir am nächsten Tag in aller Frühe den berühmt berüchtigten Roys Peak erklimmen. Innerhalb von rund 2 1/2 Stunden bewältigten wir 1300 Höhenmeter. Zu sagen, dass wir oben völlig erledigt ankamen, wäre eine leichte Untertreibung... Doch der Ausblick vom Roys Peak war atemberaubend! Man hatte eine 360 Grad Aussicht auf die umliegenden Seen und Berge. Unser Fazit war, dass sich Anstrengung definitiv gelohnt hatte. Nach Wanaka war Queenstown unsere nächste Station. Wir hatten schon viel Gutes über das Städtchen gehört, doch wie sich dort herausstellte, bezogen sich fast alle Lobreden auf die diversen adrenalinreichen Aktivitäten: Bungeejumping, Wildwater Rafting, Jetboating, you name it – they got it. Da wir jedoch nicht so scharf auf diese Art der Aktivitäten waren und vor allem nicht 200$ für 5 Minuten Adrenalin hinblättern wollten, suchten wir in Queenstown nach anderen Beschäftigungsmöglichkeiten. Das Highlight unseres Aufenthalts dort war ein Mittagessen vom berühmten Fergburger Restaurant. Uns wurde angeraten, auf jeden Fall ausserhalb der Hauptbetriebszeiten zu gehen, da sonst die Warteschlange zu lange sei. Wir glaubten es anfangs nicht, doch nachdem wir schon frühzeitig unseren Burger geholt und mit Genuss verspiesen hatten, gingen wir erneut am Restaurant vorbei und tatsächlich: rund 50 Menschen standen in Schlange, um sich einen der berühmten (und köstlichen) Fergburgers zu ergattern!

In Dunedin waren wir bei der Familie Niblok (Simon, der Familienvater war ein Jugendfreund von meinem Götti Thomas) eingeladen worden. Wir assen und plauderten mit ihnen und durften sogar eine Nacht bei ihnen verbringen. Ausserdem gingen wir von ihrem Haus aus auf einen Ausflug zur Otago Peninsula, eine Halbinsel in der Nähe von Dunedin. Dort fanden wir super schöne und verlassene Sandstrände und Sanddühnen, umrahmt von rollenden Hügeln, lediglich kleine Sandstreifen im satten Grün. Das Meer schien hier mit einer enormen Wucht auf das Land zu treffen und so sahen wir viele ungewöhnliche Felsformen. Zudem fanden wir noch einen von Menschenhand geschaffenen Tunnel, welcher über zahlreiche kleine Treppenstufen direkt von den Klippen runter ans Meer führte. Es war beeindruckend, aber auch beängstigend, da der Tunnel SEHR schmal war und an dessen Ausgang unten das Meer tobte. Auf diesem Ausflug entdeckten wir ausserdem zahlreiche Seelöwen, Albatrosse und natürlich viele Schafe – wir sind schliesslich auf Neuseeland.

Unser letzter Übernachtungsort war Oamaru, ein charmantes kleines Städtchen auf halbem Wege zwischen Dunedin und Christchurch. Wir stoppten hier nur für eine kurze Nacht auf Durchreise, doch wir wären gerne etwas länger hier verweilt.
Auf der Weiterreise am nächsten Tag, sahen wir per Zufall beim Vorbeifahren ein Clydesdale Gestüt!! Clydesdales sind (wer hätte es gedacht, es ist schliesslich Kyra's Blog, oder?) eine Pferderasse. Es sind sehr grosse und schwere, jedoch stolze und auf ihre eigene Art anmutige Pferde, mit einer sanften Natur und einem grossen Herz. Es war schon immer ein Traum von mir, einmal ein solches Pferd zu besitzen und trainieren. Als ich einfach kurzerhand von der Hauptstrasse in die Hofeinfahrt einbog, hätte ich nicht gedacht, was mir an diesem Ort alles ermöglicht werden würde. Ich durfte die Pferde nicht nur anschauen, sondern auch den Zuchthengst des Gestüts mit einem Gespann fahren und danach reiten. Ich war überglücklich!!
Da wir von Christchurch aus nach Auckland weiterflogen, hatten wir uns dort genug Zeit einberechnet, um auch etwas Sightseeing machen zu können. Wir waren allerdings in keiner Weise auf das vorbereitet, was uns in Christchurch erwartete. Natürlich war uns bewusst, dass vor rund 4 Jahren ein verheerendes Erdbeben gewütet und einen Grossteil der Stadt verwüstet hatte. Dass jedoch noch immer scheinbar unberührte Ruinen das Stadtbild dominieren, hätten wir nie gedacht. Es fühlte sich an, als ob es sich die Stadt und dessen Bewohner nie von diesem schrecklichen Ereignis erholt hätten. Es war als wäre Christchurch vor 4 Jahren zu einer Geisterstadt geworden. Zwischen all den Ruinen standen einige (wieder) intakte Gebäude, was ein bizarres Bild abgab. Es gab nur wenige Menschen, welche sich auf den Strassen aufhielten. Inmitten der Stadt wurde die Re:Start Mall gebaut, ein provisorisches Shoppingcenter, welches zu einem grossen Teil aus Containern aufgebaut war. Hier tummelten sich auch die meisten Menschen, welche unterwegs waren. Als wir in den Countdown (ein beliebter Lebensmittelladen, wie die Migros oder der Coop) am Stadtrand gingen, war dieser ebenfalls beinahe leer. Wir kaufen oft bei dieser Kette ein, doch normalerweise sind die Läden immer gefüllt mit Menschen. Hier herrschte nur gähnende Leere zwischen den Regalen. Wir fühlten uns so unwohl, dass wir viel früher als nötig in Richtung der Mietwagenfirma aufbrachen, um unser Auto abzugeben und zum Flughafen zu gehen.



Auch wenn es ein relativ kurzer Aufenthalt auf der Südinsel war, durften wir viele aufregende und tolle Dinge erleben. Wir waren viel zu Fuss unterwegs, picknickten an den verschiedensten Orten und versuchten mit möglichst simplen und lang haltbaren Lebensmitteln nährhafte und leckere Mahlzeiten zuzubereiten. Während unserer Zeit auf der Südinsel legten wir mit unserem „Blue“ etwa 1500km zurück. Wir suchten zwar immer möglichst günstige Tankstellen, doch meist bezahlten wir für einen Liter Benzin um die 2.10$. Die nehmen es hier von den Lebendigen.... besonders gerne den Touristen.

Man könnte hier natürlich viel länger verweilen und umherreisen, doch da wir etwas knapp in Zeit sind, entschieden wir, mehr Zeit auf der (scheinbar aufregenderen) Nordinsel zu verbringen. Dort werden wir einen Campervan haben, mit welchem wir die Insel entdecken können. Wir sind gespannt, wo es uns weiter hinbringt und freuen uns auf die Zeit auf der Nordinsel.

Bis dann, Cheers and take care!
Kyra, Christchurch, Canterbury, New Zealand


Unser erster Pass in Neuseeland

Unser treues Mietauto "Blue" (es scheint hier üblich, den Reisefahrzeugen Namen zu geben....)



Die Aussicht aus unserem Hostel in Tekapo

"Yoga" am See

Ein seltener Genuss für uns zurzeit: wir gönnten uns ein tolles Frühstück nach unserer Nacht im Auto

Ein Gebirgsfluss aus unserer Durchfahrt

Aussicht vom Roys Peak

Xenia und ich völlig erledigt

Ausblick während dem Aufstieg zum Roys Peak

Endlich oben angekommen!

Hungrige Fergburger Kunden: die Warteschlange würde links noch weiter gehen...

Eine typische Mittagspause für uns mit "Blue"

Eine verlassene Landstrasse zwischen Queenstown und Dunedin

Sandfly Beach auf der Otago Peninsula


Xenia am den Ausblick geniessen


Ein Seelöwe auf der Peninsula


Finde die Seehunde! (Tipp: es gibt 6)

Moeraki Boulders

Das Städtchen Oamaru

Ich auf Sam, dem Zuchthengst der Dayboo Clydesdales

Ruine in Christchurch


Ein Teil der Re:Start Mall


Eine Mischung aus Ruine und provisorischen Unterkünften

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