Freitag, 3. Februar 2017

Der hohe Norden Neuseelands


Es ist kurz vor 7Uhr morgens. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht und hinterlässt eine angenehme Wärme. Ich öffne langsam meine Augen und schaue mich etwas desorientiert um. Auf dem Beifahrersitz unseres Campervans „Freddy“ sitzt Xenia und liest ein Buch. Sie hört, dass ich aufgewacht bin und mich bewege. Sie dreht sich zu mir um, lächelt und wünscht mir einen guten Morgen. Ich setze mich auf, dann öffne ich Freddys Schiebetüre auf meiner Seite. Bevor ich mir einen Ruck gebe und ins Freie trete, verweile ich noch einen Moment länger auf der Bettkante und lasse meine Füsse baumeln. Draussen gehe ich um Freddy herum, öffne den Kofferraum und hole unser Frühstück: über Nacht in Wasser eingeweichte Haferflocken mit Datteln und Rosinen – einfach, aber nahrhaft. Ein Lächeln verzieht meine Mundwinkel, während ich über unser Wasser-Haferflocken Frühstück nachdenke: Wir haben es ja mit Milch und Joghurt versucht, doch weil wir keine Kühlmöglichkeiten haben, ist beides schnell schlecht geworden. Das erste Mal waren wir noch überzeugt, dass man auch saures Joghurt noch essen kann – unsere Mägen stimmten dem allerdings nicht zu. Mit dem Frühstücks-Tupperware in der Hand gehe ich zurück zur Schiebetüre. Mittlerweile hat Xenia unser Bett demontiert und an dessen Platz steht nun ein Tischchen mit Sitzbänken. Wir lassen uns Zeit beim Essen und besprechen währenddessen bei ausgebreiteten Karten den ungefähren Tagesablauf. Danach holen wir Wasser im nahegelegenen Bach, waschen kurz unser Geschirr ab und verräumen alles wieder wo es hingehört und „kurvensicher“ ist. Wir machen alles, was vor Aufbruch zu erledigen ist, doch wir sind in keiner Eile. Wir wissen, dass uns ein neuer, mit grösster Wahrscheinlichkeit aufregender und spontaner Tag bevorsteht. Zudem werden wir noch genug Zeit haben, um uns auszupowern.

Xenia und ich sind nach unserer Ankunft in Auckland und dem Abholen unseres Campervans direkt nördlich gefahren: es galt die Northslands zu entdecken.
Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, als wir zum ersten Mal mit unserem Campervan „Freddy“ (siehe vorheriger Blogeintrag mit Informationen zur Eigenart von Backpackern, ihr Gefährt zu taufen) unterwegs waren. Nachdem ich über eine Woche lang hunderte von Kilometern mit einem kleinen und wendigen Auto gefahren hatte, wurden mit Freddy schon ganz andere Geschütze aufgefahren. Er war nicht nur bedeutend breiter und länger, sondern man sass in ihm auch viel höher. Aber hey, schliesslich war nun Freddy nicht mehr nur unser Transportmittel, sondern gleichzeitig auch unsere Küche, unser Esszimmer, unser Kleiderschrank und unser Bett! Wir verstauten erstmal unser Gepäck in den verschiedenen Kisten, gingen einen Grosseinkauf für Lebensmittel machen und schon begann unsere Reise. 

Wir blieben für etwas mehr als eine Woche in den Northlands und blieben in den Orten Whatipu, Waipu, Whangarei, Paihia und Pokeno für je eine oder zwei Nächte auf einem Campingplatz. Teilweise fanden wir gratis Campingplätze, auf welchen nur die allernotwendigsten Sanitäranlagen vorhanden waren: normalerweise zwei Plumpsklos. Zwei/ drei Mal gönnten wir uns auch einen etwas besseren Campingplatz, für welchen wir dann jedoch bezahlen mussten. Doch da gab es dann meist nur zusätzlich zu den WCs kalte Duschen und einen Wasserhahn. Deshalb bevorzugten wir die abenteuerlichen und einfachen gratis-Campingplätze. ;)

Während unseren Tagen in den Northlands gingen wir oft zu Fuss auf Erkundungstour und durften so manchen spektakulären Ausblick und schönen Strand geniessen. Wir wanderten zu Wasserfällen, entdeckten Höhlen oder erklommen einfach den nächstbesten Hügel, von welchem wir vermuteten, dass man oben eine tolle Aussicht haben würde. Einmal gingen wir zudem auf eine 7-stündige Wanderung rund um die Bay of Islands. Unterwegs hatte es tolle Aussichtspunkte, wir durchquerten tropische Wälder, erklommen steile Naturtreppen, während wir ständig von den lauten Geräuschen von Zikaden begleitet wurden und wir mussten zwei verschiedene Fähren nehmen, um die Rundwanderung komplett machen zu können. Ein absolutes Highlight waren die diversen Holzstege, welche es unterwegs hatte. Diese ermöglichten es uns, über seichte Meeresarme, welche von Mangrovensträuchern bewachsen waren, über kleinere Flüsse, durch Sumpfland oder am Meer entlang zu gehen, auch wenn das Meer direkt bis an Klippen herankam. Das war echt super! 
Wir konnten so eine für uns ganz neue Seite von Neuseeland entdecken, tropische Wälder anstatt Berge, Meer anstatt Gletscherseen.
Auf den Northlands merkten wir sehr gut, dass in diesem Teil Neuseelands definitiv ein subtropisches Klima herrscht. Wir hatten fast ausnahmslos immer strahlender Sonnenschein bei blauem Himmel und warme Temperaturen. Ausserdem ist auch die Vegetation ganz anders und die bekannten und geschützten neuseeländischen Kauri Bäume wachsen hier prächtig.

Das Üben unseres "Abschreckungs-Gesicht"

Die Northlands sind bekannt für tolle Strände, die Kauri Wälder und charmante Küstenstädtchen. Sie sind zudem auch als die Geburtstätte von Neuseeland, mit viel Maori Kultur bekannt. An einem Tag gingen Xenia und ich zu den Waitangi Treaty Grounds in den Bay of Islands. Hier wurde am 6. Februar 1840 die Waitangi Treaty, ein Abkommen zwischen Maori Chiefs und der britischen Krone unterschrieben. Wir gingen uns das Museum ansehen und als Teil des Eintritts konnten wir auch noch eine geführte Tour über das ganze Aussengelände machen und einer Aufführung von Maoris beiwohnen. Auf der Tour sahen wir das grösste „Waka“ (ein Kriegskanu, welches mindestens 90 Maori Krieger benötigt, damit es auf dem Wasser bewegt werden kann), der Ort des Unterschreibens, sowie diverse Gebäude aus der Zeit und wir bekamen die ganze Geschichte der Entstehung Neuseelands erzählt.
Ein weiterer Tagesausflug war einmal Cape Reinga, der nördlichste Punkt Neuseelands. Wir fuhren rund 130km nördlich von unserem Campingplatz aus, bis wir endlich den Parkplatz von Cape Reinga erreichten. Wir gingen zum Cape Reinga Leuchtturm, schauten auf das endlose Meer vor uns und versuchten Papua-Neuginea zu sehen. ;) Auf dem Weg zurück stoppten wir bei den Te Paki Sanddünen und gingen auf gemieteten Sandboards Dünensurfen. Es war ein unglaublicher Kampf, die Dünen hochzukommen und es fühlte sich an, als ob wir direkt in der Wüste gelandet wären. Wir surften also ein paar Mal mit dem Bauch auf den Sandboards die Dünen herunter, doch dann gaben wir auf: noch einmal im Sand hochklettern lag nicht drin. Wir waren danach komplett erledigt! Ach ja und etwas voller Sand waren wir auch. Aber es hatte sich gelohnt!

Ein weiteres tolles Erlebnis waren die Ngawha Springs. Die Quellen befinden sich in einem geothermisch aktiven Gebiet und die Einheimischen hatten vor einiger Zeit mit Holz diverse Pools gebaut. Jeder dieser Pools hatte eine andere Temperatur und eine andere Farbe, doch sie alle hatten etwas gemeinsam: den penetranten Geruch von Schwefel. Anfangs waren wir etwas skeptisch, doch wir gaben uns dem Erlebnis hin und es war noch ganz lustig. Danach ohne Duschmöglichkeit und noch schwefelig riechend den Rückweg nach Auckland anzutreten, war allerdings weniger amüsant.

Nun sind wir also zurück in Auckland und unsere Reise wird uns voraussichtlich noch nach Tauranga, Rotorua, Napier und deren umliegende Städtchen und Orte bringen. Wir werden sehen, was noch so auf uns zukommen wird. Wir sind gespannt!

Bis bald, cheers and take care!
Kyra, Auckland, Neuseeland

"Freddy"

Essenszeit!
Ausblick auf den schwarzen Strand von Whatipu

Faszinierende, unbekannte Gewächse der Northlands

Wir haben uns gerne....

Naturpfad durch einen Kauri Wald

Das Hafenviertel von Whangarei

Xenia geniesst die Führung unseres Maori-Guides

Das Waitangi "ceremonial house" der Maori

Das enorme Kriegs Waka

Maori bei ihrer Aufführung 

Meal-Prep Backpackerstyle
  
Yay! Küstenwanderungen sind toll!

Der Holzsteg über die Mangroven Sträucher auf unserer Bay of Island Rundtour

Am nördlichsten Punkt Neuseelands


Der Cape Reinga Leuchtturm

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