
Es ist kurz vor 7Uhr morgens. Die Sonne
scheint mir direkt ins Gesicht und hinterlässt eine angenehme Wärme.
Ich öffne langsam meine Augen und schaue mich etwas desorientiert
um. Auf dem Beifahrersitz unseres Campervans „Freddy“ sitzt Xenia
und liest ein Buch. Sie hört, dass ich aufgewacht bin und mich
bewege. Sie dreht sich zu mir um, lächelt und wünscht mir einen
guten Morgen. Ich setze mich auf, dann öffne ich Freddys Schiebetüre
auf meiner Seite. Bevor ich mir einen Ruck gebe und ins Freie trete,
verweile ich noch einen Moment länger auf der Bettkante und lasse
meine Füsse baumeln. Draussen gehe ich um Freddy herum, öffne den
Kofferraum und hole unser Frühstück: über Nacht in Wasser
eingeweichte Haferflocken mit Datteln und Rosinen – einfach, aber
nahrhaft. Ein Lächeln verzieht meine Mundwinkel, während ich über
unser Wasser-Haferflocken Frühstück nachdenke: Wir haben es ja mit
Milch und Joghurt versucht, doch weil wir keine Kühlmöglichkeiten
haben, ist beides schnell schlecht geworden. Das erste Mal waren wir
noch überzeugt, dass man auch saures Joghurt noch essen kann –
unsere Mägen stimmten dem allerdings nicht zu. Mit dem
Frühstücks-Tupperware in der Hand gehe ich zurück zur Schiebetüre.
Mittlerweile hat Xenia unser Bett demontiert und an dessen Platz
steht nun ein Tischchen mit Sitzbänken. Wir lassen uns Zeit beim
Essen und besprechen währenddessen bei ausgebreiteten Karten den
ungefähren Tagesablauf. Danach holen wir Wasser im nahegelegenen
Bach, waschen kurz unser Geschirr ab und verräumen alles wieder wo
es hingehört und „kurvensicher“ ist. Wir machen alles, was vor
Aufbruch zu erledigen ist, doch wir sind in keiner Eile. Wir wissen,
dass uns ein neuer, mit grösster Wahrscheinlichkeit aufregender und
spontaner Tag bevorsteht. Zudem werden wir noch genug Zeit haben, um
uns auszupowern.

Xenia und ich sind nach unserer Ankunft
in Auckland und dem Abholen unseres Campervans direkt nördlich
gefahren: es galt die Northslands zu entdecken.
Ich erinnere mich noch gut an das
Gefühl, als wir zum ersten Mal mit unserem Campervan „Freddy“
(siehe vorheriger Blogeintrag mit Informationen zur Eigenart von
Backpackern, ihr Gefährt zu taufen) unterwegs waren. Nachdem ich
über eine Woche lang hunderte von Kilometern mit einem kleinen und
wendigen Auto gefahren hatte, wurden mit Freddy schon ganz andere
Geschütze aufgefahren. Er war nicht nur bedeutend breiter und
länger, sondern man sass in ihm auch viel höher. Aber hey,
schliesslich war nun Freddy nicht mehr nur unser Transportmittel,
sondern gleichzeitig auch unsere Küche, unser Esszimmer, unser
Kleiderschrank und unser Bett! Wir verstauten erstmal unser Gepäck
in den verschiedenen Kisten, gingen einen Grosseinkauf für
Lebensmittel machen und schon begann unsere Reise.
Wir blieben
für etwas mehr als eine Woche in den Northlands und blieben in den
Orten Whatipu, Waipu, Whangarei, Paihia und Pokeno für je eine oder
zwei Nächte auf einem Campingplatz. Teilweise fanden wir gratis
Campingplätze, auf welchen nur die allernotwendigsten Sanitäranlagen
vorhanden waren: normalerweise zwei Plumpsklos. Zwei/ drei Mal
gönnten wir uns auch einen etwas besseren Campingplatz, für welchen
wir dann jedoch bezahlen mussten. Doch da gab es dann meist nur
zusätzlich zu den WCs kalte Duschen und einen Wasserhahn. Deshalb
bevorzugten wir die abenteuerlichen und einfachen
gratis-Campingplätze. ;)

Während unseren Tagen in den
Northlands gingen wir oft zu Fuss auf Erkundungstour und durften so
manchen spektakulären Ausblick und schönen Strand geniessen. Wir
wanderten zu Wasserfällen, entdeckten Höhlen oder
erklommen einfach den nächstbesten Hügel, von welchem wir
vermuteten, dass man oben eine tolle Aussicht haben würde. Einmal
gingen wir zudem auf eine 7-stündige Wanderung rund um die
Bay of Islands. Unterwegs
hatte es tolle Aussichtspunkte, wir durchquerten tropische Wälder,
erklommen steile Naturtreppen, während wir ständig von den lauten
Geräuschen von Zikaden begleitet wurden und wir mussten zwei
verschiedene Fähren nehmen, um die Rundwanderung komplett machen zu
können. Ein absolutes Highlight waren die diversen Holzstege, welche
es unterwegs hatte. Diese ermöglichten es uns, über seichte
Meeresarme, welche von Mangrovensträuchern bewachsen waren, über
kleinere Flüsse, durch Sumpfland oder am Meer entlang zu gehen, auch
wenn das Meer direkt bis an Klippen herankam. Das war echt super!
Wir
konnten so eine für uns ganz neue Seite von Neuseeland entdecken,
tropische Wälder anstatt Berge, Meer anstatt Gletscherseen.
Auf
den Northlands merkten wir sehr gut, dass in diesem Teil Neuseelands
definitiv ein subtropisches Klima herrscht. Wir hatten fast
ausnahmslos immer strahlender Sonnenschein bei blauem Himmel und
warme Temperaturen. Ausserdem ist auch die Vegetation ganz anders und
die bekannten und geschützten neuseeländischen Kauri Bäume wachsen
hier prächtig.
Das Üben unseres "Abschreckungs-Gesicht"
Die
Northlands sind bekannt für tolle Strände, die Kauri Wälder und
charmante Küstenstädtchen. Sie sind zudem auch als die Geburtstätte
von Neuseeland, mit viel Maori Kultur bekannt. An einem Tag gingen
Xenia und ich zu den Waitangi Treaty Grounds in den Bay of Islands.
Hier wurde am 6. Februar 1840 die Waitangi Treaty, ein Abkommen
zwischen Maori Chiefs und der britischen Krone unterschrieben. Wir
gingen uns das Museum ansehen und als Teil des Eintritts konnten wir
auch noch eine geführte Tour über das ganze Aussengelände machen
und einer Aufführung von Maoris beiwohnen. Auf der Tour sahen wir
das grösste „Waka“ (ein Kriegskanu, welches mindestens 90 Maori
Krieger benötigt, damit es auf dem Wasser bewegt werden kann), der
Ort des Unterschreibens, sowie diverse Gebäude aus der Zeit und wir
bekamen die ganze Geschichte der Entstehung Neuseelands erzählt.
Ein
weiterer Tagesausflug war einmal Cape Reinga, der nördlichste Punkt
Neuseelands. Wir fuhren rund 130km nördlich von unserem Campingplatz
aus, bis wir endlich den Parkplatz von Cape Reinga erreichten. Wir
gingen zum Cape Reinga Leuchtturm, schauten auf das endlose Meer vor
uns und versuchten Papua-Neuginea zu sehen. ;) Auf dem Weg zurück
stoppten wir bei den Te Paki Sanddünen und gingen auf gemieteten
Sandboards Dünensurfen. Es war ein unglaublicher Kampf, die Dünen
hochzukommen und es fühlte sich an, als ob wir direkt in der Wüste
gelandet wären. Wir surften also ein paar Mal mit dem Bauch auf den
Sandboards die Dünen herunter, doch dann gaben wir auf: noch einmal
im Sand hochklettern lag nicht drin. Wir waren danach komplett
erledigt! Ach ja und etwas voller Sand waren wir auch. Aber es hatte
sich gelohnt!

Ein weiteres tolles Erlebnis waren die
Ngawha Springs. Die Quellen befinden sich in einem geothermisch
aktiven Gebiet und die Einheimischen hatten vor einiger Zeit mit Holz
diverse Pools gebaut. Jeder dieser Pools hatte eine andere Temperatur
und eine andere Farbe, doch sie alle hatten etwas gemeinsam: den
penetranten Geruch von Schwefel. Anfangs waren wir etwas skeptisch,
doch wir gaben uns dem Erlebnis hin und es war noch ganz lustig.
Danach ohne Duschmöglichkeit und noch schwefelig riechend den
Rückweg nach Auckland anzutreten, war allerdings weniger amüsant.
Nun sind wir also zurück in Auckland
und unsere Reise wird uns voraussichtlich noch nach Tauranga,
Rotorua, Napier und deren umliegende Städtchen und Orte bringen. Wir
werden sehen, was noch so auf uns zukommen wird. Wir sind gespannt!
Bis bald, cheers and take care!
Kyra, Auckland, Neuseeland
"Freddy"
Essenszeit!
Ausblick auf den schwarzen Strand von Whatipu
Faszinierende, unbekannte Gewächse der Northlands
Wir haben uns gerne....
Naturpfad durch einen Kauri Wald
Das Hafenviertel von Whangarei
Xenia geniesst die Führung unseres Maori-Guides
Das Waitangi "ceremonial house" der Maori
Das enorme Kriegs Waka
Maori bei ihrer Aufführung
Meal-Prep Backpackerstyle
Yay! Küstenwanderungen sind toll!
Der Holzsteg über die Mangroven Sträucher auf unserer Bay of Island Rundtour
Am nördlichsten Punkt Neuseelands
Der Cape Reinga Leuchtturm