Montag, 31. Oktober 2016

Zwischenstopp Vancouver

Da mein Flug von Vancouver nach Brisbane heute kurz nach dem Mittag war und es ein etwa 5-stündiger Weg von der LBC Ranch nach Vancouver ist, hatte ich mich entschlossen, schon vor dem Flugtag nach Vancouver zu reisen. Damit ich auch noch etwas Zeit in Vancouver hatte, verliess ich die Ranch am Samstag Mittag und buchte ein Bett in einem Jugendhotel für die zwei Nächte von Samstag bis Montag. Maxime hatte sich mir kurzfristig angeschlossen und nachdem wir gemeinsam in der Grossstadt angekommen waren, stellte sich heraus, dass wir sogar im gleichen Zimmer in der Jugi untergebracht waren. Für den Samstag Abend hatten wir uns zudem mit Anna und Cathal verabredet und im Rio Brazilian Steakhouse einen Tisch reserviert. Nach einem erfreulichen Wiedersehen und einem köstlichen Abendessen gingen wir zusammen noch etwas trinken. Am Sonntag hatten wir geplant, dass wir gemeinsam zum Lynn Canyon gehen – um die alten LBCR Squad Wanderzeiten wieder etwas aufzuleben.

Die wiedervereinte LBCR Squad ;)

Der Canyon war ziemlich ungewöhnlich: sobald man ankam fühlte man sich wie in einer anderen Welt, der Wald schien fast tropisch. So weit das Auge reichte riesige alte Bäume, mit giftgrünem Moos überwuchert und von den Ästen hängend. Das Highlight war die Lynn Canyon Suspension Bridge (Hängebrücke). Die Brücke schwebte in etwa 50m Höhe mit einem rauschenden und beeindruckend hohen Wasserfall auf der einen Seite aus der Felswand kommend und einem reissenden Fluss unter uns.


Nach unseren gemeinsamen Unternehmungen, hiess es endgültig Abschied nehmen von Anna und Cathal (zumindest für eine längere Weile) und heute Morgen trennten sich auch Maxime's und mein Weg. Er war derjenige der am längsten gleichzeitig mit mir auf der Ranch war und er ist wie ein Bruder für mich geworden – mit allen Ups und Downs. Nun da ich ihn nicht mehr ständig um mich habe, werde ich ja noch beginnen müssen, meine Brüder Zuhause zu vermissen!? ;)

Bis dann, Cheers and Take care!
Kyra, Vancouver, BC, Kanada

Live Unterhaltung im Rio 

LBCR Squad auf Tour

The usual




Samstag, 29. Oktober 2016

Rückblick Little Beaver Creek Ranch


Woow, was ist denn nur mit der Zeit passiert? Es fühlt sich an, als wäre ich noch nicht allzu lange hier, doch meine Agenda sagt mir etwas anderes – die knapp 2 Monate auf der LBC Ranch sind schon vorbei.

Seit meinem ersten Update von hier hat sich vor allem eines verändert: Leute kamen und gingen. Hannah hat die Ranch verlassen und ich rückte als Head-Wranglerin nach. Daniela zog es vor einer Weile auch heimwärts und damit verloren wir unsere zuverlässige Shoppingkraft (glaubt mir, das Einkaufen für alle hier ist eine wahre Kunst). Und zu meiner grossen Enttäuschung verliessen uns Anna und Cathal vorzeitig. Ich freute mich einerseits für sie, denn Cathal hatte ein gutes Jobangebot in der Nähe von Vancouver bekommen, aber anderseits war ich ziemlich traurig, denn mit Anna hatte ich es so gut. Und ausserdem waren Anna, Cathal, Maxime und ich ein unschlagbares Quartett – die LBCR Squad. Mit ihrer Abreise hörten unsere kleineren oder grösseren Wanderung, unsere tollen Bonfire Abende, unsere Spielabende und einfach allgemein das gemütliche Zusammensein zu viert auf.

Maxime, Ich, Anna und Cathal auf dem Aussichtspunkt des Embleton Mountain

Übrig blieben also nur noch Maxime, Fabien und ich. Und ein paar Tage vor meiner Abreise stiess noch Craig, ein Weltenbummler aus dem Süden von Neuseeland, dazu.
So schade ich es auch fand, dass wir nur noch so wenige waren, es hatte auch seine Vorteile. Erst seit wir etwas reduziert unterwegs waren, hatten wir wirklich die Gelegenheit, unsere Gastgeber Alex und Helene besser kennenzulernen. Als wir noch so viele waren, fehlte mir dies sehr, denn es gab nur wenig direkten Kontakt zu ihnen – wir sahen sie zwar jeden Tag bei der allmorgendlichen Planbesprechnung, doch bei Fragen wendeten wir uns eher an jemanden, der schon zum wiederholten Mal auf der Ranch war, als Alex und Helene damit zu stören.

Meine Arbeitstage blieben während meinem Aufenthalt ziemlich unverändert. Nachdem Hannah die Ranch verliess, übernahm ich die alleinige Verantwortung für die Versorgung und Pflege der Pferde. Das heisst, dass ich jeden Morgen um 9Uhr direkt in den Stall ging, zuerst ausmistete und sauber machte und dann die Pferde fütterte. Anschliessend ging es mit einem Heuballen hinten auf der „Mule“, zur Herde auf der grossen Weide. Nachdem die Jungs ihr Frühstück serviert bekommen hatten, checkte ich alle auf Schnittwunden oder andere Verletzungen und je nachdem machte ich auch noch die Hufpflege bei allen 12 Pferden. Anfangs war es teilweise ziemlich fordernd, da es viele verschiedene kleine Sachen zum erinnern gab und ich noch nicht so geübt war in z.B. der Hufpflege und der damit verbundenen Anwendung von Betadin, Apfelessig, antibakteriellem Ton, etc. Doch mit der Zeit und Übung war das alles so verinnerlicht, dass ich nach einer Weile alles etwa doppelt so schnell erledigen konnte. ;)

Frühstücksservice mit der „Mule“

Leider war ich jedoch zur falschen Zeit auf die Ranch gekommen. Die Trailriding Saison war schon vorüber und da den Pferden nicht lange nach meiner Ankunft die Hufeisen entfernt wurden und das Wetter den Boden immer wieder von neuem aufweichte und damit rutschig machte, kam ich nicht so viel dazu, mit den Pferden zu arbeiten. Es blieb bei den 3 Trails, welche ich mit Hannah machen konnte und zudem konnte ich noch ein paar Mal auf den Reitplatz oder in den Roundpen um mit Rocky zu arbeiten um ihn etwas in Form zu bringen. Doch leider waren dies eher die Ausnahmen als die Gewohnheit und so konnte ich nicht so viel lernen und üben, wie ich das gerne gehabt hätte.

Am arbeiten mit Rocky

Dafür konnte ich im Bezug auf medizinische Versorgung von Pferden viel Neues dazulernen. Die meisten der Pferde hatten Strahlfäule, welche es zu behandeln galt, Shorty holte sich einmal eine zwar relativ kleine aber dafür umso tiefere Wunde, von einem Ast der sich ober seiner Schulter ins Fleisch gebohrt hatte und welche wir während fast 2 Wochen täglich versorgten, zudem konnte ich mein Auge etwas mehr schulen für Anzeichen, dass es einem Pferd nicht gut geht, etc.
Nachdem der pferdische Teil meiner Arbeit erledigt war, galt es, Helene per Funk anzurufen und nach dem weiteren Plan für meinen Arbeitstag anzufragen. Mal waren es verschiedene kleinere Sachen, wie Äste aus der Strasse zu räumen, Mausefallen aufzustellen, an einem Ort zu staubsaugen, etwas rauszuputzen, etc. Andere Male bekam ich einen Job, welchen mich den Rest des Tages zwischen dem Morgen- und Abendstalldienst beschäftigte: zum Beispiel Alex beim Aufräumen und Umorganisieren seiner Werkstatt zu helfen, um Little Bear herum alles aufzuräumen und putzen (das alte Holzschindel Dach wurde ersetzt und die Arbeiter schmissen alles vom alten Dach einfach runter auf die Wiese oder die Veranda. So waren wir während einer ganzen Arbeitswoche eigentlich jeden Tag etwa 3-4h damit beschäftigt, das Chaos, welches die Arbeiter hinterlassen hatten wieder in Ordnung zu bringen.), Laub zu blasen, Unkraut zu jäten, etc.

What a mess!

Für kleinere Jobs in der Nähe ging ich gerne zu Fuss, doch für grössere Jobs, welche viel Werkzeug benötigten oder bei Arbeitsplätzen die weit entfernt lagen, hatten wir einerseits ein Golf-Wäggeli zur Verfügung und zudem noch die „Mule“ und einen kleinen Jeep. (Das herumdüsen mit diesen Gefährten war ein grosser Spass!). Helene und Alex hatten auch beide ihr eigenes Gold-Wäggeli, mit dem sie für das Arbeiten umher düsten oder womit sie Abends jeweils mit ihren Hunden Annie und Pat „Spazieren gingen“.

Manchmal ging Alex auch mit seinen eigenen Pferden Chapman oder Joy mit dem Golf-Wäggeli „Spazieren“

Während meinen knapp zwei Monaten Aufenthalt auf der LBC Ranch, hatte ich nicht allzu viel mit den Besitzern der Ferienvillen (den Ranch Residents) zu tun gehabt. Da das Wetter zunehmends kälter und teils ziemlich ungemütlich geworden war, waren nur einmal Gäste hier – und zwar an Thanksgiving. Der Hauptaktienbesitzer Rick, Besitzer von „The Sanctuary“, sowie die Familie Mohammed von „Rusty Horse Shoe“ und einige weitere Verwandte und Silke und Norm (Nachbarn und von Zeit zu Zeit unterstützende Allrounder auf der Ranch) feierten also Thanksgiving mit uns. Es gab reichlich gutes Essen und anschliessend durften wir mit Rick gemeinsam etwas seine Bar austesten. Zum Abschluss des Abends musizierten Anna und Cathal noch gemeinsam – Cathal spielte auf der Geige und Anna sang und spielte die Ukulele. Am selben Wochenende fand zudem das grosse Round Up in der Nähe von Douglas Lake statt, zu welchem wir zuschauen gingen und worüber ich bereits etwas geschrieben habe im vorherigen Blog Eintrag.

An Thanksgiving hatte ich gehört, dass Alex ein riesiger Fleischfan ist. Als wir dann ein riesiges Pack Pork Ribs in der Gefriertruhe fanden, welches wir drei verbliebenen nie alleine hätten essen können, lud ich kurzerhand ihn und Helene zum Znacht bei uns im „Staff Cookhouse“ ein. Sie brachten den Wein und ich kochte Pierogies mit Ribs an selbstgemachter Barbecue Sauce und zum Dessert gab es Birnenwähe (Alex als ausgewanderter Schweizer freute sich darüber ganz besonders). Es war ein toller Abend und ein schönes Zusammensein – erneut etwas, das erst dadurch möglich geworden war, dass wir weniger waren.


Die LBC Ranch war ja früher ein 5-sterne Hotel. Dementsprechend hatte es neben den diversen Unterkünften auch den Saloon, den Kino Saal, den Fitnessbereich und den Pool. Vom Saloon und dem Pool konnten wir während meiner Zeit hier nicht Gebrauch machen. Aber im Fitnessbereich konnte ich jeden Tag nach der Arbeit etwas aufs Laufband, Velo oder den Crosstrainer, um etwas Ausdauertraining zu machen (draussen rennen gehen traute ich mich nicht mehr, nachdem ich mit Rolex das Aufeinandertreffen mit einem Bär hatte). Zudem gingen wir nicht selten nach getaner Arbeit und mit vollen Bäuchen nach dem Nachtessen noch ins Movie Theatre, um gemeinsam einen Film zu schauen.
Es war eine tolle Zeit auf der LBC Ranch und ich fühlte mich sehr wohl. Alex und Helene waren tolle Gastgeber und wurden zu guten Freunden, ich hatte tolle „Mitarbeiter“ und es war schön, mit ihnen auch einen grossen Teil meiner Freizeit verbringen zu können. Zudem konnte ich weiter etwas an meinen Kochkünsten feilen – ich scheine mehr und mehr wie meine Eltern zu werden (zumindest in Bezug auf das Kochen).


Als ich ging, versuchten Alex und Helene mir das Versprechen abzuluchsen, nächsten Sommer zurückzukommen und wieder ihre Wranglerin zu sein – ich habe ja den kanadischen Pass, also habe ich keine Ausrede nicht zu kommen hat es geheissen. ;) Ich versprach nichts, doch unwahrscheinlich, dass ich früher oder später wieder zurückgehen werde, ist es nicht.

Bis dann, Cheers and Take care!
Kyra, Little Beaver Creek Ranch, Merritt, BC, Kanada

Helene, Alex und Ich

Ausblick von meinem Zimmer 

Die Grouse Cabin

Big Hug von Zack

Vor dem Stall mit Chapman und Joey

Die „Mini“-Goats

Maxime mein "Bruh" ;)

Auch eine Variante einen Kühlschrank zu nutzen

Hershey der Miniatur Eselhengst

Das Outhouse

Cathal, Anna und Ich auf einer Wanderung

Tierische Besucher I

Frostige Temperaturen

Tierische Besucher II

Rocky war mein Lieblingspferd.... Can you tell?


Sonnenuntergang über dem Glimpse Lake

Montag, 10. Oktober 2016

Das grosse Round Up


Wie jedes Thanksgiving Wochende, fanden sich auch dieses Jahr erneut die Angehörigen der lokalen First Nation Gemeinschaft zum grossen Round Up ein. Jedes Jahr treiben sie dabei ihre Pferde, welche in Kleinherden verstreut auf dem riesigen First Nation Land leben, zusammen. Stundenlang reiten die Cowboys, auf der Suche nach Pferden, durch die Landschaft. Sobald sie auf eine Herde stossen, beginnen sie diese in Richtung der Corrals (Auffangpferche) zu treiben. Sobald diese dann fast erreicht sind, helfen auch die restlichen Angehörigen, die Pferde an den richtigen Ort - zum geöffneten Tor des Corrals - zu lenken. Sobald alle Pferde dann hergetrieben und in die Corrals gebracht wurden, werden die älteren Pferde ihren Besitzern zugeordnet und die jüngeren werden neuen Besitzern zugeteilt. Darauf folgt das Branding der Jungtiere und das Kastrieren der Junghengste. Nachdem diese Aufregung fürs Erste vorbei ist und ein paar Pferde zum Verkauf bestimmt wurden, werden die restlichen Pferde wieder in die Freiheit zurück entlassen, wo sie friedlich in der Wildnis leben können - bis zum nächsten Jahr, wenn das Round Up von Neuem beginnt.

Wir hatten das Privileg, dass Alex eine gute Beziehung zu einigen einflussreichen Indianern pflegt und wir deshalb als Zaungäste toleriert waren. Denn normalerweise sind Weisse an Anlässen dieser Art alles andere als willkommen. Ich war - wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt - mehr als glücklich, dass ich bei diesem faszinierenden Spektakel dabei sein durfte.



"Doubling up" with Mom