Mit dem Ende des Jahres 2016 ist auch
meine Zeit auf der Seaside Ranch bei Bree und Michael zu Ende
gegangen. Meine zwei Monate auf der Seaside Ranch waren eine
ereignisreiche und spannende Zeit. Ich durfte unglaublich viele tolle
Sachen erleben, lernte so viel Neues über Pferde, Hunde und Rinder,
habe mit den Bensons eine „australische Familie“ bekommen und mit
Gesa eine tolle Freundin gewonnen, wurde etwas abgehärtet und bekam
einen tollen Eindruck vom Leben im australischen Outback.
Die drei Menschen, welche ich stets um
mich herum hatte auf der Seaside Ranch waren Bree, Michael und Gesa.
Dazu kamen natürlich noch ganz viele vierbeinige Kumpanen. Doch erst
möchte ich mich den Zweibeinern widmen:
Michael war das Paradebeispiel eines
Cowboys und die Verkörperung des Spruches: Unter jeder rauen Schale
steckt ein weicher Kern. Während den 2 Monaten, welche ich auf der
Ranch verbracht hatte, sah ich ihn nur wenige Male ohne seinen Hut!
Er hatte eine ziemlich raue Sprache und er konnte auch mit seinen
Hunden und Pferden manchmal etwas grob sein. Doch gleichzeitig nannte
er Jay, seinen Jack Russell Haushund, liebevoll Princess. Ausserdem
sang er leise im Auto vor sich hin zu gefühlvollen Countrysongs und
er war sehr besorgt und väterlich, als es mir einmal nicht so gut
ging.
Einige von Michaels Lieblingsausdrücken
waren zum Beispiel die folgenden:
„You were put into this world to piss
me off!“ (Meist an Hunde oder Pferde gerichtet), „I'll be off
like a dog shot in the ass!“ (Michael will so schnell wie möglich
aus einer Situation oder von einem Ort weg), „Don't bullshit to a
bullshitter!“ und dann noch sein Lieblingsspruch: „Take
responsibility for your own stu – fucking – pidity“.
Gesa war mein „Partner in Crime“.
Wir verstanden uns auf Anhieb und nach kürzester Zeit machten wir so
gut wie alles gemeinsam. Natürlich arbeiteten wir gemeinsam an den
uns zugewiesenen Projekten, doch auch unsere Freizeit verbrachten wir
zum grössten Teil miteinander. Wir waren ständig auf der Piste –
sei es bei unseren allmorgendlichen Frühritten (um 4.30 standen wir
dafür jeweils auf), bei unseren Spaziergängen oder Joggingtouren,
bei unseren Sprüngen ins kalte Nass, am Spielen mit den Welpen und Katzen oder einfach bei unseren
kleineren oder grösseren Abenteuern. Mit Gesa habe ich eine richtig
gute Freundin dazugewonnen. Es war so schön, so weit weg von
Zuhause, jemanden zu haben, der in der selben Situation ist und etwas
wie eine Verbündete ist. Wir konnten miteinander über alles reden
und einander auch unterstützen, wenn einmal nicht alles so lief wie
gewollt.
Gesa and Me having a blast |
Mit diesen drei Menschen durfte ich unglaublich viel Zeit verbringen und wir waren auch oft alle zusammen auf der Piste. Zu einigen meiner Highlights, welche ich mit Bree, Michael und Gesa erleben durfte, zählen:
- das Campdrafting Wochenende (siehe Blogpost dazu)
- das Roma Race (Gesa und Ich gingen an einem Samstag für die grossen Pferderennen nach Roma. Nach den Rennen gab es noch ein riesiges Fest und wir übernachteten auf dem Campingplatz mit neu gefundenen Freunden um deren Lagerfeuer.)
- der Dalby Stock Horse Sale (Mit Michael und Bree gingen Gesa und Ich nach Dalby, für die alljährliche Verkaufsveranstaltung der Australian Stock Horse Society. Rund 250 Pferde wurden dort präsentiert und versteigert und wir konnten einen Teil davon mitverfolgen.)
- unser Schulbesuch an der Yuleba State School (Bree nahm Gesa und mich mit, als sie einmal einen Tag als Aushilflehrerin an der Schule unterrichtete. Wir bekamen einen Einblick in das australische Bildungssystem und schlossen viele Freundschaften mit kleinen Aussies.)
- der Wallumbilla Christmas Market (Kurz vor Weihnachten war in einem nahegelegenen Dorf ein kleiner Weihnachtsmarkt. Bree nahm uns dahin mit und wir konnten etwas durch die Stände schlendern, einige Aufführungen schauen und den mechanischen Stier reiten.)
- das grosse Branding (siehe Blogpost dazu)
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Gesa und Ich mit unseren kleinen Aussie Freunden |
Doch auch die alltäglichen Dinge auf
der Ranch, werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Am
unvergesslichsten waren da vermutlich unsere unzähligen
Mustering-Ritte. Ich habe schon oft vom Mustering gesprochen, doch
noch nie richtig geschrieben was es ist und wie es abläuft –
höchste Zeit hierfür also:

Beim Mustering geht es darum, Vieh
zusammenzutreiben und dann von einem Ort zu einem anderen zu bringen.
Die Kühe zuerst zu finden und
zusammenzutreiben kann eine mühsame Arbeit sein. Doch ein grosser
Teil wird nur im Schritt geritten und wir geben in erster Linie laute
Geräusche von uns, um die Kühe in die richtige Richtung zu lenken.
Sobald die Herde zusammen ist, wird es meist eher etwas hektisch, da
wir dann alle Kühe auf einmal zusammen haben und sie auch so
zusammen halten müssen. Doch manchmal haben die Kühe ihren eigenen
Kopf:
Eine Kuh bricht aus dem Mob aus, ich
entdecke sie und beginne sofort im gestreckten Galopp und in einem
weiten Bogen um den Ausreisser herumzureiten. Sobald ich auf der Höhe
der Kuh bin, reite ich auf sie zu und lenke sie damit zurück in die
Herde. Das ist meine Lieblingsvariante... Leider ist das Gelände
jedoch oft nicht gerade hindernisfrei und es gibt massenhaft
Unterholz und Bäume und teilweise ausgetrocknete Flussbetten, welche
diese so mühelos scheinenden Verfolgungsjagden beträchtlich
erschweren. Die andere, oft wahrscheinlichere, aber nicht ganz so
prickelnde Variante, ist die folgende: Eine Kuh bricht aus der Herde
aus, ich sehe sie und will sie möglichst schnell zurückbringen. Ich
presche mit meinem Pferd durchs Dickicht los, versuche so vielen
Ästen wie möglich auszuweichen oder mich unter ihnen hinweg zu
ducken und ZACK: schnurstracks in ein Spinnennetz galoppiert. Die Kuh
zurückzubringen wird schnell zur Nebensache, glaubt mir! Nachdem ich
mit meinen eigenen Augen gesehen habe, was für Viecher sich hier
herumtreiben, sind Spinnennetze in meinem Gesicht definitiv alles
andere als ein Highlight. Ebenfalls eine alles andere als
berauschende Sache ist es, wenn du mit deinem Pferd durch eng
stehende Bäume streifst und da nebenbei dein Bein abquetschst. Denn:
auch wenn das Pferd durchpassen würde, deine Beine baumeln ja auch
noch auf beiden Seiten des Pferdebauches.....
Beim Mustering sind Dinge wie die
Zusammenarbeit der Reiter untereinander, mit deren Pferden und den
Arbeitshunden (welche eine riesige Unterstützung und unerlässlich
sind, wenn man z.B. In zu dichtem Unterholz nicht mit den Pferden
reiten kann), von grosser Bedeutung für einen möglichst
reibungslosen Ablauf.
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Ein durchschnittlicher Tag was die Fliegen betrifft |
Dinge, welche ich als weniger notwendig
einstufen würde, sind die Fliegen und die restlichen Viecher, welche
sich im Unterholz so herumtreiben. Man mag es sich kaum vorstellen
können, aber die Fliegen können echt unglaublich zahlreich und umso
nerviger sein – an einem anhänglichen Tag tummeln sich auf einem
Pferd-Reiter-Paar so um die 1000 Stück.... Klingt toll, oder nicht?
So, das wären etwa meine zwei Monate
auf der Seaside zusammengefasst. Eine Zeit in der ich mich wie ein
richtiger Bushie (australischer Begriff für jemanden der im Bush/
Outback lebt) fühlen durfte – mit etlichen Stunden im Sattel,
unzähligen gesichteten Wallabys, Kängurus, Red Backs (giftige
Spinne), Kakadus, vielen Sonnenstunden und tollen Erinnerungen.
Ich werde bestimmt eines Tages
zurückkehren, um alle meine „Mates“ wiederzusehen.
Bis dann, Cheers and Take Care!
Kyra
Seaside Ranch, Yuleba, QLD, Australien
Einige unserer Reitpferde
Mann, das Leben auf einer Ranch ist sooo anstrengend!
Ausritt mit Annie
Mond Aufgang
"Sheep Wrestling"
Einige der Zuchtstuten am Grasen
Gympie - die Kämperin
Pepsy und ihr gefiederter Freund
Sally und Darky (zwei von Michaels Arbeitshunden)
Ich am Enthäuten eines Kängurus
Bree und Michael auf ihrer neu gekauften Liegenschaft
Abendstimmung vor einem Sturm
Gesa und Ich nach einem Mustering
Eine "spiky spider"
Das Ranch Haus
Gympie als Kühlerfigur (auf ihrem 1. Trip mit dem Bike)
Kakadus
Typisch australisches Abendessen (authentische Proportionen - fast!)
Ein schneller Galopp mit Annie
Michael und Ich mit "Billy Billabong the Bottle Baby"
Die neu angemalte Laderampe