Samstag, 31. Dezember 2016

Rückblick Seaside

Mit dem Ende des Jahres 2016 ist auch meine Zeit auf der Seaside Ranch bei Bree und Michael zu Ende gegangen. Meine zwei Monate auf der Seaside Ranch waren eine ereignisreiche und spannende Zeit. Ich durfte unglaublich viele tolle Sachen erleben, lernte so viel Neues über Pferde, Hunde und Rinder, habe mit den Bensons eine „australische Familie“ bekommen und mit Gesa eine tolle Freundin gewonnen, wurde etwas abgehärtet und bekam einen tollen Eindruck vom Leben im australischen Outback.


Die drei Menschen, welche ich stets um mich herum hatte auf der Seaside Ranch waren Bree, Michael und Gesa. Dazu kamen natürlich noch ganz viele vierbeinige Kumpanen. Doch erst möchte ich mich den Zweibeinern widmen:

Bree war die gute Seele des Hauses. Sie hat Gesa und mich überall mit hingenommen und gab uns das Gefühl, dass wir nicht nur Gäste, sondern Familienmitglieder waren. Sie war eine gute Köchin, welche stets dafür gesorgt hat, dass uns ganz bestimmt nicht langweilig wurde. Sie hatte eine scheinbar endlose Liste, welche wir fleissig abarbeiteten. Wir bekamen diverse mehrtägige Projekte wie zum Beispiel das Abschleifen und neu Anmalen der gesamten Laderampe und den angrenzenden Zaunelementen oder das Putzen von Wänden und es gab auch öfters kleinere Projekte wie das Rasenmähen ums Haus (was bei so viel Rasen allerdings auch so seine Zeit beansprucht), das Putzen der Autos oder des Hauses, das Pflegen der Sättel, etc.

Michael war das Paradebeispiel eines Cowboys und die Verkörperung des Spruches: Unter jeder rauen Schale steckt ein weicher Kern. Während den 2 Monaten, welche ich auf der Ranch verbracht hatte, sah ich ihn nur wenige Male ohne seinen Hut! Er hatte eine ziemlich raue Sprache und er konnte auch mit seinen Hunden und Pferden manchmal etwas grob sein. Doch gleichzeitig nannte er Jay, seinen Jack Russell Haushund, liebevoll Princess. Ausserdem sang er leise im Auto vor sich hin zu gefühlvollen Countrysongs und er war sehr besorgt und väterlich, als es mir einmal nicht so gut ging.
Einige von Michaels Lieblingsausdrücken waren zum Beispiel die folgenden:
„You were put into this world to piss me off!“ (Meist an Hunde oder Pferde gerichtet), „I'll be off like a dog shot in the ass!“ (Michael will so schnell wie möglich aus einer Situation oder von einem Ort weg), „Don't bullshit to a bullshitter!“ und dann noch sein Lieblingsspruch: „Take responsibility for your own stu – fucking – pidity“.

Gesa war mein „Partner in Crime“. Wir verstanden uns auf Anhieb und nach kürzester Zeit machten wir so gut wie alles gemeinsam. Natürlich arbeiteten wir gemeinsam an den uns zugewiesenen Projekten, doch auch unsere Freizeit verbrachten wir zum grössten Teil miteinander. Wir waren ständig auf der Piste – sei es bei unseren allmorgendlichen Frühritten (um 4.30 standen wir dafür jeweils auf), bei unseren Spaziergängen oder Joggingtouren, bei unseren Sprüngen ins kalte Nass, am Spielen mit den Welpen und Katzen oder einfach bei unseren kleineren oder grösseren Abenteuern. Mit Gesa habe ich eine richtig gute Freundin dazugewonnen. Es war so schön, so weit weg von Zuhause, jemanden zu haben, der in der selben Situation ist und etwas wie eine Verbündete ist. Wir konnten miteinander über alles reden und einander auch unterstützen, wenn einmal nicht alles so lief wie gewollt.

Gesa and Me having a blast

Mit diesen drei Menschen durfte ich unglaublich viel Zeit verbringen und wir waren auch oft alle zusammen auf der Piste. Zu einigen meiner Highlights, welche ich mit Bree, Michael und Gesa erleben durfte, zählen:
  • das Campdrafting Wochenende (siehe Blogpost dazu)
  • das Roma Race (Gesa und Ich gingen an einem Samstag für die grossen Pferderennen nach Roma. Nach den Rennen gab es noch ein riesiges Fest und wir übernachteten auf dem Campingplatz mit neu gefundenen Freunden um deren Lagerfeuer.)
  • der Dalby Stock Horse Sale (Mit Michael und Bree gingen Gesa und Ich nach Dalby, für die alljährliche Verkaufsveranstaltung der Australian Stock Horse Society. Rund 250 Pferde wurden dort präsentiert und versteigert und wir konnten einen Teil davon mitverfolgen.)
  • unser Schulbesuch an der Yuleba State School (Bree nahm Gesa und mich mit, als sie einmal einen Tag als Aushilflehrerin an der Schule unterrichtete. Wir bekamen einen Einblick in das australische Bildungssystem und schlossen viele Freundschaften mit kleinen Aussies.)
  • der Wallumbilla Christmas Market (Kurz vor Weihnachten war in einem nahegelegenen Dorf ein kleiner Weihnachtsmarkt. Bree nahm uns dahin mit und wir konnten etwas durch die Stände schlendern, einige Aufführungen schauen und den mechanischen Stier reiten.)
  • das grosse Branding (siehe Blogpost dazu)
Gesa und Ich mit unseren kleinen Aussie Freunden

Doch auch die alltäglichen Dinge auf der Ranch, werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Am unvergesslichsten waren da vermutlich unsere unzähligen Mustering-Ritte. Ich habe schon oft vom Mustering gesprochen, doch noch nie richtig geschrieben was es ist und wie es abläuft – höchste Zeit hierfür also:


Beim Mustering geht es darum, Vieh zusammenzutreiben und dann von einem Ort zu einem anderen zu bringen.
Die Kühe zuerst zu finden und zusammenzutreiben kann eine mühsame Arbeit sein. Doch ein grosser Teil wird nur im Schritt geritten und wir geben in erster Linie laute Geräusche von uns, um die Kühe in die richtige Richtung zu lenken. Sobald die Herde zusammen ist, wird es meist eher etwas hektisch, da wir dann alle Kühe auf einmal zusammen haben und sie auch so zusammen halten müssen. Doch manchmal haben die Kühe ihren eigenen Kopf:
Eine Kuh bricht aus dem Mob aus, ich entdecke sie und beginne sofort im gestreckten Galopp und in einem weiten Bogen um den Ausreisser herumzureiten. Sobald ich auf der Höhe der Kuh bin, reite ich auf sie zu und lenke sie damit zurück in die Herde. Das ist meine Lieblingsvariante... Leider ist das Gelände jedoch oft nicht gerade hindernisfrei und es gibt massenhaft Unterholz und Bäume und teilweise ausgetrocknete Flussbetten, welche diese so mühelos scheinenden Verfolgungsjagden beträchtlich erschweren. Die andere, oft wahrscheinlichere, aber nicht ganz so prickelnde Variante, ist die folgende: Eine Kuh bricht aus der Herde aus, ich sehe sie und will sie möglichst schnell zurückbringen. Ich presche mit meinem Pferd durchs Dickicht los, versuche so vielen Ästen wie möglich auszuweichen oder mich unter ihnen hinweg zu ducken und ZACK: schnurstracks in ein Spinnennetz galoppiert. Die Kuh zurückzubringen wird schnell zur Nebensache, glaubt mir! Nachdem ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe, was für Viecher sich hier herumtreiben, sind Spinnennetze in meinem Gesicht definitiv alles andere als ein Highlight. Ebenfalls eine alles andere als berauschende Sache ist es, wenn du mit deinem Pferd durch eng stehende Bäume streifst und da nebenbei dein Bein abquetschst. Denn: auch wenn das Pferd durchpassen würde, deine Beine baumeln ja auch noch auf beiden Seiten des Pferdebauches.....
Beim Mustering sind Dinge wie die Zusammenarbeit der Reiter untereinander, mit deren Pferden und den Arbeitshunden (welche eine riesige Unterstützung und unerlässlich sind, wenn man z.B. In zu dichtem Unterholz nicht mit den Pferden reiten kann), von grosser Bedeutung für einen möglichst reibungslosen Ablauf. 
Ein durchschnittlicher Tag was die Fliegen betrifft
Dinge, welche ich als weniger notwendig einstufen würde, sind die Fliegen und die restlichen Viecher, welche sich im Unterholz so herumtreiben. Man mag es sich kaum vorstellen können, aber die Fliegen können echt unglaublich zahlreich und umso nerviger sein – an einem anhänglichen Tag tummeln sich auf einem Pferd-Reiter-Paar so um die 1000 Stück.... Klingt toll, oder nicht?


So, das wären etwa meine zwei Monate auf der Seaside zusammengefasst. Eine Zeit in der ich mich wie ein richtiger Bushie (australischer Begriff für jemanden der im Bush/ Outback lebt) fühlen durfte – mit etlichen Stunden im Sattel, unzähligen gesichteten Wallabys, Kängurus, Red Backs (giftige Spinne), Kakadus, vielen Sonnenstunden und tollen Erinnerungen.

Ich werde bestimmt eines Tages zurückkehren, um alle meine „Mates“ wiederzusehen.
Bis dann, Cheers and Take Care!
Kyra
Seaside Ranch, Yuleba, QLD, Australien

Einige unserer Reitpferde

Mann, das Leben auf einer Ranch ist sooo anstrengend!

Ausritt mit Annie

Mond Aufgang

"Sheep Wrestling"

Einige der Zuchtstuten am Grasen

Gympie - die Kämperin

Pepsy und ihr gefiederter Freund

Sally und Darky (zwei von Michaels Arbeitshunden)

Ich am Enthäuten eines Kängurus

Bree und Michael auf ihrer neu gekauften Liegenschaft

Abendstimmung vor einem Sturm

Gesa und Ich nach einem Mustering

Eine "spiky spider"

Das Ranch Haus

Gympie als Kühlerfigur (auf ihrem 1. Trip mit dem Bike)

Kakadus

Typisch australisches Abendessen (authentische Proportionen - fast!)

Ein schneller Galopp mit Annie

Michael und Ich mit "Billy Billabong the Bottle Baby"

Die neu angemalte Laderampe

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Das grosse Branding

Heute war es soweit – das grosse „Branding“ stand an! 

Doch bevor dies heute überhaupt stattfinden konnte, gab es schon die vorherigen Tage einige Dinge vorzubereiten. Zuerst einmal mussten wir alle Mutterkühe mit ihren Kälbern auf einer der entferntesten Weiden zusammentreiben. Anschliessend brachten wir sie dann stückweise näher zum Haus-Paddock. An Tag 1 ritten Michael, Bree, Gesa und Ich auf unseren Pferden los zum Paddock, auf welchem die Kuhherde zu der Zeit war. Nachdem wir für ca. 2 Stunden am reiten waren, erreichten wir endlich unser Ziel. Doch damit war die Arbeit noch lange nicht getan – wir trennten uns auf und jeder ritt in eine andere Richtung davon. Der Paddock war riesig und meist recht stark bewaldet, was unsere Mission erschwerte. Wir arbeiteten uns also alle stückweise und geräuschvoll (um die Kühe in Bewegung zu bringen) in Richtung des Ausgangs (ein im Vorhinein abgemachtes Tor) vor. Kurz vor dem Erreichen unseres Ausgangs, sichteten wir einander wieder und sammelten unsere aufgespürten Kleinherden. Den schwierigsten Teil hatten wir damit geschafft. Doch falls ihr denkt, dass es von da an ein Zuckerschlecken war, habt ihr euch gewaltig getäuscht. All diese Kühe zu finden ist das Eine... Eine solche Menge danach auch zusammenzuhalten und zu steuern ist das Andere. Während Michael nochmals umkehrte, um weitere Kühe zu suchen, begannen Bree, Gesa und Ich die Kühe zu treiben. Nach einer (nicht nur) gefühlten Ewigkeit, hatten wir die Herde endlich in unserem Tagesziel: eine Weide etwa in der Mitte zwischen dem am weitesten entfernten Paddock und der Haus-Weide. An Tag 2 mussten wir die Kühe von diversen umliegenden Weiden zusammensammeln, da sie sich selbstständig gemacht hatten und ihnen der am Vortag „zugewiesene“ Paddock nicht gepasst hatte. An Tag 3 kam eine Freundin der Familie mit ihren 2 Kindern, um uns etwas auszuhelfen. Denn nun ging es darum, die Herde noch den Rest des Weges nach Hause zu bringen. Als wir nach einigen Stunden des Viehtreibens endlich aus dem Sattel stiegen, waren wir alle erleichtert, dass alle Kühe nun endlich am richtigen Ort waren. Wir gingen zurück zum Haus und liessen es uns bei einer Tasse Tee und frischen Scones etwas gut gehen. Am selben Tag trieben wir dann noch die Kühe mit den Quads in die kleineren „holding paddocks“, von wo aus wir sie sortieren konnten. Die Kälber wurden in das eine Gehege gelenkt, während die Mutterkühe in ein anderes gelenkt wurden. Damit haben wir dann alles zu erledigende geschafft.

Abe, Molly, Rachel, Bree, Ich, Gesa (Von links nach rechts)

An Tag 4 bekamen wir Unterstützung von Sarah, Bree und Michaels jüngster Tochter und deren Freundin. Erneut hiess es: früh Aufstehen. Um 4Uhr war Tagwache und kurz darauf standen wir alle unten im Haus-Paddock. Dann ging es los mit dem Branding – alle Kälber wurden gebrandmarkt und bekamen eine Ohrmarke. Zudem wurden die Stierkälber bei der Gelegenheit gleich noch kastriert. Das Ganze lief folgendermassen ab:
Gesa und Ich trieben die Kälber durch div. Gehege und mussten dafür sorgen, dass jedes Mal weniger Kälber in das nächste Gehege gelangten. Sobald wir dann das letzte Gehege erreichten, mussten wir sie eins nach dem anderen einen langen Korridor entlang schicken, an dessen Ende Michael und Sarah mit einer „livestock crushstanden. Sobald das Kalb dann in dieser fixiert war, wurde es gebrandmarkt, mit der Ohrmarke versehen und kastriert (falls es ein Stierkalb war). Danach wurde es wieder freigelassen, konnte zu seiner Herde zurückkehren und der Spuk war vorbei. Nach effizient genutzten 2 Stunden waren wir mit allen 80 Kälbern durch. Zum Abschluss hatte Michael noch einige der herausgeschnittenen Stiereier auf den Ofen gelegt, welche wir dann probieren sollten. Ich war mehr als skeptisch! Nachdem mir jedoch mehrmals versprochen wurde, dass sie wie Hühnerfleisch schmecken und Michael und Sarah beide schon herzhaft in welche gebissen hatten, gab ich nach und vollendete mein Allround-Outback-Branding-Erlebnis........

"Ready for Mustering"

Einige Kühe am Wasserloch

Einer der Bullen

Bree am Tore öffnen und schliessen beim "Drafting" (Aussortieren)

Ein junger Bulle unter den Kälbern

Kastration eines Stierkalbes

Sarah am Stierei essen

Michael am den "tail of the mob" treiben

Gesa und Ich auf unserem Bike

Samstag, 19. November 2016

Erstes Update von der Seaside Ranch


Es ist soweit: Zeit für ein erstes Update von meinem neuen temporären Zuhause in Australien.
Seit etwas mehr als zwei Wochen bin ich nun auf Bree und Michael's Ranch im australischen Outback, ausserhalb von dem Dörfchen Yuleba, in Queensland. Gleich von Beginn weg, fühlte ich mich hier wie Zuhause. Bree und Michael sind herzliche Menschen, Bree auf eine mütterliche und gutmütige Art und Michael auf seine etwas eigene Art. Bree kommt aus gutem Hause und kennt sich daher mit allen höflichen Umgangsformen bestens aus. Michael hingegen wuchs in einer rauen Gegend, um Pferde und Rinder herum auf, arbeitete ein Grossteil seines Lebens als „Contract Musterer“ und ist ein richtiger old-school Cowboy – zumindest auf den ersten Blick. Anfangs war er etwas einschüchternd, denn mann oh mann, wenn Michael in etwas richtig gut ist, dann ist es das Fluchen. Doch als ich mich an seine raue Sprache, sein oft grimmiges Gesicht, seine verschlossen scheinende Ausstrahlung und seinen starken Aussie Akzent gewöhnt hatte, merkte ich je länger desto mehr, was für ein gutherziger Mann er eigentlich ist. Ungefähr eine Woche nach der Ankunft von Gesa und mir, reiste Bree ab. Für einen lang geplanten Urlaub mit ihrer Tochter ging sie nach Bali und wir wurden mit Michael alleine Zuhause auf der Ranch gelassen. Wir beide wappneten uns gegen zwei schweigsame Wochen, doch zu unserer Überraschung taute Michael total auf, denn nun da Bree weg war, kam er auch mal zu Wort – und er hat einiges zu erzählen. ;)

Michael und Gesa am "pläuderle"

Sei es vorher, als Bree noch hier war, oder nun alleine mit Michael, eine Sache ist zu meiner Freude bisher unverändert: die Arbeit mit den Pferden ist fester Bestandteil des täglichen Lebens. Unser Alltag folgt keinem fixen Plan – wir arbeiten wo und wann Arbeit benötigt wird. Wir haben einige tägliche Ämtli wie das Versorgen der Arbeitshunde (ca. 26 australische Kelpies, rund 11 davon gehören Michael, die anderen sind Brees Hunde und 5 davon sind Welpen), das Aufräumen und Sauberhalten des Hauses und Hilfe beim Zubereiten und Aufräumen von Mahlzeiten. Nebst diesen Ämtli gibt es auch immer viel Arbeit mit den Pferden oder den Rindern. Zurzeit leben rund 300 Mutterkühe auf Bree und Michael's Land, wobei fast ausschliesslich alle davon kürzlich gekalbert haben oder noch kalbern werden und dazu noch einige Rinder, welche getrennt von der Herde ihre Jugend verbringen. Pferde hat es etwa 30-40 auf der Ranch (genaue Zahlen kann ich hier nicht nennen, da nur ein Teil der Pferde gut erreichbar untergebracht ist), wobei wir nur rund 10 Pferde immer in der Nähe haben, da wir mit ihnen arbeiten. Der Rest der Pferde ist weit auf den rund 3500ha der „Seaside“ Ranch verteilt.

Die Arbeit mit den Pferden besteht in erster Linie aus deren Training. Mir sind 3 der 10 verfügbaren Pferde zugeteilt worden, welche ich täglich reiten kann. Annie, eine junge und heissblütige Stute, welche nebst australischem Stockhorse Blut auch einen nicht zu übersehbaren Anteil Vollblut in sich hat. Sie steht ganz am Anfang ihrer Ausbildung unter dem Reiter und hat unglaublich viel Energie und Vorwärtsdrang. Daneben habe ich noch Sam, einen jungen Quarter Horse Wallach, welcher von vorherigen Girls, welche hier waren und in der englischen Reitweise ausgebildet waren, total „verritten“ wurde. Da diese Pferde hier nicht an konstanten Druck und Zug – sei es an den Zügeln oder am Bauch – gewöhnt sind (und viele englisch Reiter leider dazu neigen), hat er unter meinen Vorgängern schlechte Unarten, wie starkes Bocken, Kopf verwerfen und Steigversuche, angenommen. Diese Unarten, welche er dann bei jedem unter dem Sattel zeigte, bin ich ihm jetzt so sanft wie möglich und so gründlich wie es nur geht, am „austreiben“.
Schlussendlich ist da noch August, eine bereits etwas ältere Dame, welche oft als Anfängerpferd, auf welche jeder gesetzt werden konnte, genutzt wurde. Man merkt ihr das mittlerweile an und sie ist ziemlich stumpf geworden. Michael hofft nun, dass ich sie wieder etwas sensibler machen kann. Dies sind also die 3 Pferde, welche ich täglich reiten kann.

Je nachdem woraus die Arbeit mit den Rindern besteht, sind wir teilweise auch hoch zu Pferd unterwegs. Wenn es darum geht, die grosse Herde von einer Weide auf die nächste zu bringen, waren wir anfangs mit den Quads unterwegs, doch seit wir unsere Pferde etwas kennen, ist das sogenannte „Mustering“ nun Teil der Jungpferdeausbildung. Weitere Dinge, welche immer wieder anstehen sind zum Beispiel das Kontrollieren und Reparieren der Zäune, das Zurückbringen von Ausreissern (sofern sie entdeckt werden), das Kontrollieren der Wasserpumpen und Wassertröge, das Verlegen von elektrischen Leitungen für die Zäune, etc.

Michael beim "Mustering"

Für so gut wie alle Jobs, welche nicht mit den Pferden gemacht werden, sind wir auf unsere Quads angewiesen. Gesa und ich teilen uns ein Quad und wir wechseln uns mit dem Fahren ab. Vor ein paar Tagen, gingen wir auf das Grundstück „The Cottage“, welches auch Bree und Michael gehört und an das Land der Seaside angrenzt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Wir waren beinahe 4 Stunden unterwegs und ich fuhr ziemlich konstant mit ca. 25Km/h durch die Gegend – durch ausgetrocknete Flussbetten und über ausgeschwemmte „Strassen“ (es war eine ziemliche Herausforderung zum Fahren!) und wir kamen nicht annähernd an die Grenzen von den Grundstücken! Hier herrschen erneut Dimensionen, welche man sich schlecht vorstellen kann, wenn man in der kleinen Schweiz gross geworden ist. Nach diesem Ausflug hatte ich den ersten Sonnenbrand seit ich in Australien bin! Obwohl ich mich morgens gut eincremte, war dieser Ausflug wohl etwas zu viel für meine armen Oberschenkel. ;) Doch die Röte ist schon einer Bräune gewichen und ich merke je länger desto mehr, wie sich meine Haut an die starke Sonneneinstrahlung hier etwas gewöhnt. Während ich mich anfangs 4(!!!) Mal am Tag eincremen musste, um nicht in kürzester Zeit knallrot durch die Gegend zu laufen, genügt mittlerweile eine Eincreme-Session am Morgen...

In unserer Freizeit, unternehmen Gesa und ich gerne Dinge gemeinsam. Mittlerweile ist eine Abkühlung am Mittag im grossen Teich auf der Pferdeweide schon fast fester Bestandteil unseres Alltags. Zudem gehen wir manchmal mit einigen der Junghunden von Bree spazieren, was diese sehr geniessen. Und natürlich würde ich persönlich auch die „Arbeit“ mit den Pferden zu meiner Freizeit zählen.

Ausserdem gehen wir auch immer wieder auf kleinere oder grössere Touren mit Bree und Michael, sei es nach Towoomba, um die Familie zu besuchen, einfach nach Roma in die Stadt, an ein Abendessen bei Bekannten oder an den Cattle Sales Yard in Roma (der grösste Rindermarkt in der südlichen Hemisphäre), auf Känguru Jagd mit Michael, etc.
Es ist schön, Teil eines Teams und einer Familie zu sein und einfach bei so gut wie allem mit an Bord zu sein.

Ich werde euch auf dem Laufenden halten, sofern ich ins Internet komme. ;)

Bis dann, Cheers and Take Care!
Kyra, Seaside Ranch, Yuleba, QLD, Australien

Auf Tuchfühlung mit einer Buschspinne

Abendstimmung auf der Ranch

Am Plantschen im grossen Teich

Wallaby-Spotting von meinem Zimmer aus

Drei der Welpen: Big Ben, Fat Amy und Gimpy

Der Cattle Sale Yard

Erfolgreiche Känguru Jagd