Donnerstag, 9. November 2017

Nach meiner Rückkehr (Einreiten von Brave)

Es ist schon bald ein Jahr vergangen seit ich aus Australien, der letzten Station meines Workaway Jahres zurückgekehrt bin. In der Zwischenzeit habe ich rund 3 Monate auf der geschützten Wohngruppe des Altersheims Escholzmatt gearbeitet, habe meinen kleinen Tinker Wallach „Brave“ eingeritten, bin im Sommer mit meinem Freund in Spanien und Portugal umhergereist, bin in eine WG umgezogen und studiere nun Biomedizin an der Uni Zürich.


Die Rückkehr war etwas überwältigend und es war nicht immer einfach, mich wieder an mein Leben in der Schweiz zu gewöhnen. Lange litt ich vor allem körperlich: es ging mir nicht gut, ich kam einfach nicht richtig in die Gänge. Es bestand Verdacht auf Parasitenbefall - ich hatte schliesslich unterwegs recht engen Kontakt zu vielen Tieren gehabt und die Symptome hätten gepasst. Zum Glück hatte ich jedoch nichts aufgelesen und mit der Zeit und je mehr ich auch mental wieder etwas zur Ruhe kam, verschwanden die Symptome. Natürlich war ich aber auch glücklich, wieder zurück zu sein und ich genoss es, wieder Zeit mit meinen Liebsten verbringen zu können.
Ausserdem waren da noch meine eigenen Vierbeiner, welchen ich mich nun wieder widmen konnte. Besonders Brave half mir, über das „Fernweh“ hinweg zu kommen. Denn als ich wieder zurück war, war er 3 Jahre alt und somit bereit, um zugeritten zu werden. An ihm konnte ich alles, was ich während meiner Zeit auf den Ranches (vor allem den australischen) gelernt hatte, anwenden und umsetzen. So war ich beschäftigt und hatte weniger Zeit, meine zurückgelassenen vierbeinigen Schützlinge und die Arbeit mit ihnen zu vermissen.

Brave's Rasse – die Tinker – sind bekannt dafür, tiefenentspannt und freundlich, aber auch stur und faul zu sein. Das alles trifft bei Brave jedoch nur bedingt zu. Er ist zwar meist ziemlich entspannt und stets freundlich, aber wenn ihn etwas einmal aus der Ruhe bringt, braucht es eine ganze Weile, bis er sich wieder gefangen hat. Die Sturheit steckt definitiv in ihm, aber faul ist er bestimmt nicht, er hat ziemlich viel GO!
Nach ein paar Monaten der Bodenarbeit und Vorbereitung, war es im Juli so weit und ich ritt ihn zum ersten Mal. Nun ja – reiten konnte man das noch nicht wirklich nennen. Ich sass auf ihm während er im Round Pen herum düste und sich an das ungewöhnliche Gewicht auf seinem Rücken gewöhnte. Von da an begann ich dann, ihn für kurze Sequenzen zu reiten und legte einen grossen Wert darauf, dass er auf feine Signale reagieren und vor allem leicht an den Zügeln gehen würde. Das gelang ganz gut und Brave arbeitete meist fleissig mit und wir machten stetig Fortschritte. 


Als vom Westernverein der Region Entlebuch ein Rinderkurs ausgeschrieben wurde, meldete ich uns an. Auch wenn Tinker nicht unbedingt als geeignete Pferde für die Rinderarbeit bekannt sind (wie es z.B. die Quarter Horses sind), wollte ich es versuchen – es würde eine Challenge sein und wir konnten nur daran wachsen. Der Tag des Rinderkurses kam und Brave leistete eine grossartige Arbeit! Ich ging ohne jegliche Erwartungen an den Kurs und wäre damit zufrieden gewesen, wenn er einfach um die Rinder herum cool geblieben wäre. Aber Brave übertraf sich selber, er war überaus interessiert an den Rindern und folgte jeglichen Signalen von mir mit grosser Aufmerksamkeit. Er mag mit Abstand der jüngste pferdische Teilnehmer gewesen sein, doch er konnte definitiv mit den „alten Hasen“ mithalten, das war sicher!

Brave voller Interesse und Freude an der Arbeit


Nach diesem gemeinsamen Erfolgserlebnis habe ich mich nun entschlossen, ihm für eine Weile eine Pause zu gönnen, damit sich das Gelernte setzen kann. Ausserdem folgt nun eine sehr intensive Zeit an der Uni, sodass ich meine Energie etwas mehr einteilen muss. Aber ich bin riesig gespannt, was die Zukunft noch für uns bereithält!

Schön, dass Du dich weiterhin für mein Leben mit den Pferden interessierst, ich werde mich bemühen, öfters zu schreiben!

Bis dann, Cheers and take care!
Kyra