
Die
Rückkehr war etwas überwältigend und es war nicht immer einfach,
mich wieder an mein Leben in der Schweiz zu gewöhnen. Lange litt ich
vor allem körperlich: es ging mir nicht gut, ich kam einfach nicht
richtig in die Gänge. Es bestand Verdacht auf Parasitenbefall - ich
hatte schliesslich unterwegs recht engen Kontakt zu vielen Tieren gehabt und die Symptome hätten gepasst. Zum
Glück hatte ich jedoch nichts aufgelesen und mit der Zeit und je
mehr ich auch mental wieder etwas zur Ruhe kam, verschwanden die
Symptome. Natürlich war ich aber auch glücklich, wieder zurück zu sein und ich genoss es, wieder Zeit mit meinen Liebsten verbringen zu können.
Ausserdem
waren da noch meine eigenen Vierbeiner, welchen ich mich nun wieder
widmen konnte. Besonders Brave half mir, über das „Fernweh“
hinweg zu kommen. Denn als ich wieder zurück war, war er 3 Jahre alt
und somit bereit, um zugeritten zu werden. An ihm konnte ich alles,
was ich während meiner Zeit auf den Ranches (vor allem den
australischen) gelernt hatte, anwenden und umsetzen. So war ich
beschäftigt und hatte weniger Zeit, meine zurückgelassenen
vierbeinigen Schützlinge und die Arbeit mit ihnen zu vermissen.
Brave's
Rasse – die Tinker – sind bekannt dafür, tiefenentspannt und
freundlich, aber auch stur und faul zu sein. Das alles trifft bei
Brave jedoch nur bedingt zu. Er ist zwar meist ziemlich entspannt und
stets freundlich, aber wenn ihn etwas einmal aus der Ruhe bringt,
braucht es eine ganze Weile, bis er sich wieder gefangen hat. Die
Sturheit steckt definitiv in ihm, aber faul ist er bestimmt nicht, er
hat ziemlich viel GO!
Nach ein
paar Monaten der Bodenarbeit und Vorbereitung, war es im Juli so weit
und ich ritt ihn zum ersten Mal. Nun ja – reiten konnte man das
noch nicht wirklich nennen. Ich sass auf ihm während er im Round Pen
herum düste und sich an das ungewöhnliche Gewicht auf seinem Rücken
gewöhnte. Von da an begann ich dann, ihn für kurze Sequenzen zu
reiten und legte einen grossen Wert darauf, dass er auf feine Signale
reagieren und vor allem leicht an den Zügeln gehen würde. Das
gelang ganz gut und Brave arbeitete meist fleissig mit und wir
machten stetig Fortschritte.
Als vom Westernverein der Region
Entlebuch ein Rinderkurs ausgeschrieben wurde, meldete ich uns an.
Auch wenn Tinker nicht unbedingt als geeignete Pferde für die Rinderarbeit
bekannt sind (wie es z.B. die Quarter Horses sind), wollte ich es
versuchen – es würde eine Challenge sein und wir konnten nur
daran wachsen. Der Tag des Rinderkurses kam und Brave leistete eine
grossartige Arbeit! Ich ging ohne jegliche Erwartungen an den Kurs
und wäre damit zufrieden gewesen, wenn er einfach um die Rinder
herum cool geblieben wäre. Aber Brave übertraf sich selber, er war
überaus interessiert an den Rindern und folgte jeglichen Signalen
von mir mit grosser Aufmerksamkeit. Er mag mit Abstand der jüngste
pferdische Teilnehmer gewesen sein, doch er konnte definitiv mit den
„alten Hasen“ mithalten, das war sicher!
Brave voller Interesse und Freude an der Arbeit
Nach
diesem gemeinsamen Erfolgserlebnis habe ich mich nun entschlossen,
ihm für eine Weile eine Pause zu gönnen, damit sich das Gelernte
setzen kann. Ausserdem folgt nun eine sehr intensive Zeit an der Uni,
sodass ich meine Energie etwas mehr einteilen muss. Aber ich bin
riesig gespannt, was die Zukunft noch für uns bereithält!
Schön, dass Du dich weiterhin für mein Leben mit den Pferden interessierst, ich werde mich bemühen, öfters zu schreiben!
Bis dann, Cheers and take care!
Kyra